Da seid Ihr nun, frisch brevetierter Taucher. Im Urlaub bekommt Ihr einen Buddy mit 700 Tauchgängen, wow, was für ein Glücksgriff. Oder??
Beim Buddycheck lächelt Eure neue Gottheit nur kurz und winkt ab, denn er hat alles im Blick. Blöd ist nur, dass Eure Flasche eine durchdrehende Ventilschraube hat und trotz Drehung auf Anschlag nur zu einem viertel geöffnet ist.
Ein Szenario, dass Euch nicht passieren kann?
Habe ich auch gedacht, aber mir ist dies beim Buddycheck mit einem Anfänger passiert. Einer meiner größten Fehler seit ich tauche, glücklicherweise ist das im weiteren Verlauf des Buddychecks aufgefallen.
Mein Leitspruch: Falsche Sicherheit ist fatal.
Grundsätzlich dazu: Wem passieren die meisten Tauchunfälle? Gleichzusetzen mit: Welcher Schreiner hat im Regelfall noch alle Finger: A: Lehrling, B: Geselle; C: Meister?
Die geringste Wahrscheinlichkeit unversehrt zu bleiben hat der Meister.
Genauso wie bei Tauchunfällen: Der durchschnittliche Verunfallte ist zwischen 30 und 40 Jahre alt und hat ca 300 Tauchgänge auf dem Zettel.
Warum passiert das?
Falsche Sicherheit durch eine falsche Selbsteinschätzung und Verharmlosung der Gefahren.
Dies bedeutet, auch wenn es unwahrscheinlich erscheint: Ein frischer Taucher hat ein geringeres Unfallrisiko als ein alter Hase. Klar, er hat auch etwas Bammel und ist unsicher. Deswegen überprüft er alles doppelt.
Der alte Hase hat ja schon alles erlebt, deshalb kann er sich jederzeit selbst helfen. Jeder, der schon einmal den PADI Stresstest gemacht hat, weiß dass es in der Praxis nicht funktioniert.
Erfahrung vs Ausbildung.
Ein Vergleich: Autofahrer mit 2 Mio KM vs. 18 Jähriger Führerscheinneuling mit 2 Wochen Rennstreckentraining.
Wer ist auf der Rennstrecke schneller? Der 18 Jährige, denn er ist für die spezifische Situation trainiert.
Genauso läuft es beim Tauchen: Ein erfahrener Taucher, der unzählige Tauchgänge im Pool, in warmem Wasser und guter Sicht gemacht hat, ist dem Neuling mit 20 Tauchgängen Erfahrung in Kaltwasser und schlechter Sicht faktisch unterlegen.
Also: Schei´´t auf die Einträge im Logbuch, schimpft Euren Buddy wenn er sich nicht an die vorher vereinbarten Regeln hält, egal welches Brevet er besitzt, und vergesst nicht: Me first!
Stigmatisiert keine Taucher nur anhand der geloggten Tauchgänge, sondern zieht das im Kurs gelernte auch in der Praxis durch. Ein nicht vorgenommener Buddycheck ohne dementsprechende Ausbildung spricht nicht für Erfahrung sondern Dummheit. Euer Buddy weigert sich? Dann ist er nicht der Typ dem Ihr euer Leben antrauen möchtet. Sagt ihm das, und verlangt einen anderen Buddy oder geht geguided. Resigniert niemals!